Ich seh alles diffundieren, konstruiert und unnahbar... So scheint auch das neue Album „Zellullaere Automaten“ der Post- Prog- und Experimental- Rockband rosensprung zeitweise zwischen den eigenen Zeilen und Räumen zu entschwinden, die rosensprung um Tobias Leibetseder und Gernot Manhart wie Architekten der Melancholie vor und in uns aufbauen um sie im gleichen Moment wieder zu dekonstruieren und aufzulösen. rosensprung sind Fotografen der Übergänge und Zwischenräume. rosensprung Alben sind Soundtracks imaginärer Filme. Zu feinsten Nano Gespinsten werden die gefundenen Versatzstücke in ihrem neuen Werk "Zellulaere Automaten" versponnen, bis das Stückwerk die passende Dichte der Atmosphäre erreicht hat. Die Orte an die sie uns mitnehmen sind plastisch, in eigenartig graues Licht getaucht und verweilen auch noch nach dem Ausklang des letzten Stückes. Gerne würde man noch etwas bleiben, doch der Abspann ist schon gelaufen, die Lichter gehen an und der Vorhang schließt sich. rosensprung sind nicht, sie bleiben ihr eigener Übergang, ihr eigener Zwischenraum. „Zellulaere Automaten“ erzählt von dehnbar atmenden Clustern, schillernden Monden wie in dem Stück „Mond“, von Seinsprojektionen, Vektoren und Wahrnehmungssträngen wie in dem Stück „Stadprogressionen“, von im Morgenlicht zerstreut schraffierten Formen bei dem Stück „Formen“, von Kopfentropien und weißem Licht, das an der Haut reibt in dem Stück „Schnee“ und von noch viel mehr. Eine ganze Märchenwelt an wundersamen Begriffen tut sich auf. So entstand mit „Zellulaere Automaten“ eine vielschichtige Collage aus schräg-schönen aber bisweilen auch monströsen E-Gitarren, elektronischen Beats, Schlagzeug, verträumtem Klavier analogen Synthflächen, akustischen Gitarren und verstörend-schönen Klangexperimenten, die aus Störgeräuschen und allem möglichem Instrumentarium das während der Aufnahmen zugegen war, zusammengesetzt wurde. Über all dem schwebt die samtene, unverwechselbare und sich in den abstrakten Texten verlierende Stimme von Tobias Leibetseder. Gastmusiker wie Konrad Weissensteiner, der das Saxophon variantenreich beisteuerte und Mike Breneis der bekannterweise das Schlagzeug bei den legendären „Forms of Plasticity“ bedient, gaben einigen Stücken wunderschön ergreifende Momente. Und auch der Künstler Andreas Karner („Brüder Poulard“ aus „Phettbergs nette leit Show“, „Chrono Popps Superbett“, „Ich bin ein Hintern“), sowie der Autor Peter Danzinger (ORF Ö1 Produktion „Bernhard“ mit Erwin Steinhauer) stellten Ihre Stimmen bei dem Eröffnungsstück „Wortmaschinen“ zur Verfügung. Im Unterschied zu dem Debutalbum „Viel Lärm um nichts“ scheint die Welt von „Zellulaere Automaten“ abstrakter und vielschichtiger geworden zu sein, näher und gleichzeitig entfernter sind die neuen rosensprung Welten, in die man eingesogen wird. Die Brüche in den Songstrukturen, die sich wie ein roter Faden durch „Zellulaere Automaten“ ziehen, bleiben unvorhersehbar und unergründlich. „...ein Werk über die Entfremdung des Individuums in Bezug auf glatte Medienrealitäten sinnentleerter entemotionalisierter Konsumwelten im technischen Raum...“ gibt Sänger Tobias Leibetseder zu bedenken, ähnlich manchen kryptischen Textzeilen von Leibetseder, die nicht automatisch selbsterklärend, sondern in einen unbestimmten Raum hinein fragend wirken. Dennoch bleiben rosensprung mit „Zellulaere Automaten“ immer ihrem musikalischen Boden verwurzelt und das sind Referenzen wie Radiohead, dEUS, Einstürzende Neubauten, David Bowie, Nick Drake, aber auch Element of Crime werden in manchen Momenten spürbar. Bisweilen hat man den Eindruck Elbow hätten vor den Aufnahmen zu „Zellulaere Automaten“ soeben das Studio verlassen. „Zellulaere Automaten“ entstand im Rapid Prototyping-Verfahren, wurde Schicht für Schicht aufgebaut und wieder verworfen, neu zusammengesetzt wieder verworfen und wieder neu aufgebaut „...bis wir das Gefühl hatten, jetzt passt es...“ (Gernot Manhart). Die bewusste Entscheidung für diese Methode war ein Experiment, sollten doch neue Zugänge eröffnet werden,die auch aus anderen Bereichen der Kunst, beispielsweise der Malerei, oder dem Design stammen. rosensprung wollen Alles, kompromisslos. Aus diesem Grund beschloss man nichts aus der Hand zu geben. Die Produktionen werden im hauseigenen Blauschacht Studio aufgenommen, gemischt, gemastert und auf dem gleichnamigen Label Blauschacht veröffentlicht. „...Das gibt uns die größte Freiheit im Ausdruck und in der Umsetzung unserer Vision...“ (Tobias Leibetseder) So ist es denn nicht überraschend, daß der rosensprung-Kosmos ein spezieller ist, vielleicht ist es auch die Authentizität, die kompromisslose Herangehensweise und die intensive vom innersten heraus brechende Energie aller beteiligten -Sänger und Gitarrist Tobias Leibetseder, Bassist Gernot Manhart, Gitarrist und Keyboarder Roland Czaska und Drummer Robert Kern-, die sich in dem Werk Zellulaere Automaten aufs Neue manifestiert und beim Hören wie auch danach noch spürbar bleibt.