Das neue Album: Es kommt wie es kommt Die RUCKI ZUCKI PALMENCOMBO ist etwas Besonderes. „Es kommt wie es kommt“ heißt ihr neues Album, das mit seinen 12 Liedern dieses Besondere hörbar macht. Und fühlbar. Die RUCKI ZUCKI PALMENCOMBO ist eine Band mit Vergangenheit. In dem kleinen Zeitfenster, in dem man in den 80ern von so etwas wie einer „neuen österreichischen Welle“ sprechen konnte, hatte sie einen Hit. „Südseeträume“ schaffte es im Juli 1982 bis auf Platz 6 der heimischen Charts. Bernhard Tragut (Stimme, diverse Gitarren, Mundharmonika) und Gabi Tragut-Kirsch (Bass, Stimme; damals noch Kirsch ...), das musikverliebte (Ehe-)Paar im Herzen der Palmencombo wurde damit zwar nicht reich, aber sammelte ausreichend Erfahrungen im österreichischen „Musikbusiness“. 1983 nach dem Album „RucknZuck“ war dennoch – vorerst – Schluss. Doch die Liebe zur Musik ist eine hartnäckige Angelegenheit. Im Jahr 2000 begann die RUCKI ZUCKI PALMENCOMBO wieder sporadisch in Wien live zu spielen, konsolidierte sich mit Andy Wagner am Schlagzeug zu einem Trio. Ein Trio das denjenigen, die bereit waren sich darauf einzulassen, mit seiner offenherzigen Musik, zu der Bernhard Tragut mit wachsender Souveränität die kleinen und großen Dinge des Lebens in kluge und pointierte Worte fasste, aufs Wunderbarste nahe ging. Kitsch? Schlager? RocknRoll? All das und noch viel mehr brachte die PALMENCOMBO miteinander zum Schwingen. Ganz ohne augenzwinkernde ironische Distanz, voller Humor und Herzblut. Unerschrocken eine der schwierigsten Übungen in der Popmusik im Visier – ohne Blödheiten zu unterhalten, ohne rhythmisches Einheitsdiktat zum Tanz aufzuspielen. „Mit Herz und Seele“, die 2003 erschienene Cd mit sieben Titeln, dokumentierte diese erste Phase der „neuen“ RUCKI ZUCKI PALMENCOMBO. Nahezu programmatische Lieder wie „So ist das Leben“, „Warum bin ich so melancholisch“ oder „Er soi iaz geh`n“ fügen sich noch heute wie selbstverständlich ins weiter gewachsene Repertoire der über die Jahre gewachsenen und veränderten Band. Herwig Müller bringt mit seinem Akkordeon eine zusätzliche reiche Klangpalette ins Spiel und Drummer Rob Niedl ist der genau richtige Schlagzeuger für diesen Sound der vielen Facetten. 5 Jahre musste es dauern – „es zieht uns ja nicht magnetisch ins Studio“ (B. Tragut) – bis das erwähnte gewachsene Repertoire der Band schon förmlich danach schrie, für einen Tonträger aufgenommen zu werden. Zum Glücksfall der sich persönlich wie musikalisch ideal ergänzenden neuen Besetzung gesellte sich Christian Bauer, der über tontechnische Betreuung hinaus zum „Rundumbetreuer“ der Band mutierte und mit Proberaum-Aufnahmen des angesammelten Liedguts den überfälligen Aufbruch Richtung „Es kommt wie es kommt“ mit vorantrieb. Als letzter genau passender Teil im Puzzle dieses Albums erwies sich das Braunauer Tonstudio von Iwan Iwantscheff, in dem an einigen wenigen Wochenenden der warme, unmittelbare Sound, der einem „Es kommt wie es kommt“ so ans Herz wachsen lassen kann, eingespielt und eingefangen wurde. Die resultierende volle Musikdreiviertelstunde zeigt, warum Bernhard Tragut, der mit seiner künstlerischen Arbeit als Bildhauer sein Geld verdient, sagt: „die Musik ist ein Teil meiner Kunst“. Vom eröffnenden „Ich bleib jetzt stehn“ bis zum abschließenden „Ein Dach übern Kopf“ sind Traguts Texte, die den „Widersprüchlichkeiten des Lebens“ gesungen Paroli bieten und dabei eine Vielzahl von Stimmungen und Details („Ein transparentes Höschen“) einfangen, ein kurzweiliger Genuss. Und von wegen „keine Blödheiten“ „Ein Dach übern Kopf/ein schöner Platz zum leben/das sollte es doch für einen jeden geben. Das kann so schnell den Bach runtergehn.“ Musikalisch nimmt uns der sympathische gemischte Vierer auf eine erstaunliche Reise mit. Die RUCKI ZUCKI PALMENCOMBO hat ihren ganz eigenen Blues („Der Mond und die Sterne“), zeigt uns mit „Unten am großen Strom“ wie man John Fogerty von Creedence Clearwater Revival hierzulande richtig versteht oder übermittelt mit „So oder so“ den Beweis, dass nicht Attwenger allein das packende Verarbeiten von rhythmisierten Mundart-Texten (it s only RhythmnDialekt, but they love it!) gepachtet haben. Die hochprofessionelle wie leidenschaftliche Hobbyband (Lebensumstände und Struktur halber – wie die ganzen anderen, die in A die brauchbare Musik machen …) verortet sich mit den Traditionals „Weltverdruss“ und „In da Mölltalleitn“ nicht zuletzt in einem weltmusikalischen Zusammenhang. Universelle Befindlichkeiten werden in einem hiesigen Idiom so besungen und gespielt, dass mehr als eine kleine Ahnung davon mitklingt, dass wir Menschlein halt doch alle Brüder und Schwestern sind. Und der Popappeal des Titellieds oder des kleinen „der-Liebe-hinterher“-Dramas von „Du bist zu schnell für mich“ sollte sich willigen ZuhörerInnen fast wie von selbst erschließen... Live packt die RUCKI ZUCKI PALMENCOMBO (fast) immer ihr Publikum. In Rockhütten wie dem legendären Wiener Chelsea ebenso wie die älteren Mitmenschen im Festsaal eines Landgasthauses, die sich von Koketterien wie „wir spün ur-schiach“ (sowieso gelogen … ) nicht vom Zuhören abhalten lassen. „Es kommt wie es kommt“ kann das als Tonträger. As they use to say – eine runde Sache! Text: Rainer Krispel ©