INseit kompakt Es war so um 1981 im Elektro Schmidt, beim exzessiven Flippern mit Horst Eckl, damals einer der renommiertesten Tontechniker (bei Pro Show, der Firma vom Eela-Craig-Bassisten Gerhard Englisch). Zwischen Tilt und Start kam einer auf mich zu und fragte mich, ob ich nicht mal was anderes singen möchte, als Patti-Smith-Covers, Folk, Jazz und Blues mit den Musikern rund um die soeben gegründete Austria Knochenschau. Auf die Frage, was sich der optisch irgendwie an Alain Delon erinnernde Musiker Philipp Wagenhofer denn so vorstellt, sagte der: „New Wavig, rein elektronisch!“ Das erste Treffen bei ihm zuhause war für mich sehr skurril. Immerhin lebte er im Schloss Rufling, dem Erbe seiner hochadeligen Großmutter. Philipp wohnte dort im sogenannten „Herrenzimmer“, 6 Meter hoch, exquisite schwarze Jugendstil-Einrichtung. Zwischen Kleinoden von Powolny, Hoffmann & Co standen Minimoog, Polymoog, Vocoder und all die anderen Gerätschaften. Die Session war perfekt. Die Aufnahmen überzeugten uns beide. Philipp tourte damals noch unter dem Namen Inside durch die Lande, was stilistisch nicht mehr zum neuen Sound passte und so änderten wir den Namen zu „INseit“. Und dann ging’s für uns sowieso Schlag auf Schlag: Proben für die erste Linzer Rocknacht, Engagements und Auftritte zwischen Deutschland und U4, LP- und Singleproduktionen („Großkariert“), zweite Rocknacht, Fadi-Sampler, Auftritte im Quartett mit den Willi-Warma-Topmusikern Peter Donke und Kurt Holzinger unter dem Slogan „Sehnsucht nach Chic und Zärtlichkeit“ in Landgraf und Elektro Schmidt, etc. Und weil Frauen in der Musikszene damals noch was Exotisches waren, bekam ich naturgemäß viel Aufmerksamkeit. In Formaten wie „Ohne Maulkorb“, „X-Large“, generell in den Radio- und TV-Stationen, waren wir immer bestens vertreten. Außerdem hatten wir mit dem sogenannten PPG-Waveterm zudem neben dem elektronischen Förstermeister Hubert Bognermayr den ersten Musikcomputer in Österreich. Das brachte uns Auseinandersetzungen mit anderen Bands, denen wir mit unserem Elektroniktrieb damals höchst suspekt waren, weil sie alles, was nicht akustisch und quasi „live“ gespielt wurde, noch als „unecht“ einstuften. Bei der 2. Rocknacht hat dann irgendwer sogar versucht, uns zu boykottieren und mit Haarspray in unsere Revox gesprüht. Machte auch nichts, der Sound, die teils sehr absurden, oft Banales persiflierenden Texte und die schrägen Gesangslinien waren auch um diese zwei Spuren weniger noch immer stark und vor den nun auch schon dreißig Jahren außergewöhnlich. Und – da der Zeit voraus – nicht für alle verständlich. Aber damit konnten wir leben.