Bernhard Schnur:

Avril

Plag Dich Nicht

Bernhard Schnur hat bereits Großes hinter sich, ist er doch der ehemalige Sänger der österreichischen Indie-Heroen [Snakkerdu Densk], von denen einst in der unvergessenen ORF-Radiosendung »Musicbox« gesagt wurde, sie wären die Zukunft der österreichischen Popmusik. Das ist freilich mehr als zwanzig Jahre her und diese Zukunft ist heute Vergangenheit. Es zählt die Gegenwart, Schnurs Album ist Ende April erschienen und heißt auch so. Man weiß heute natürlich nicht, was heuer noch kommt, aber Schnur legt sicherlich das Comeback des ersten Dritteljahres hin: Neue Songs werden mit alten durchmischt. Getragen werden die Stücke von Schnurs guter Stimme, die über der kräftigen akustischen Gitarre eigene Wege geht. Mal singt Schnur auf Italienisch, mal auf Französisch, meist in Englisch. Die Musik klingt mal nach Billy Bragg und gibt dann auch wieder einer Doors-Orgel Platz. Manche werden das sachte vorwärtstreibende »Ennio Vani Said« mögen, andere das mit sattem Bass-Riff versehene »Decisions Based On Trial and Error« – das Cover hat Schnur selbst irgendwo am Balkan aufgenommen; vielleicht zeigt es an, dass es Zeit ist, die übergroßen Schatten der Vergangenheit hinter sich zu lassen und in neue Richtungen aufzubrechen: Dieses Album ist ein sehr guter Schritt vorwärts.

skug # | Text: Jürgen Plank | Tue 20. May. 2008