Hubert Grillberger (Austria Knochenschau) R.I.P.

Hubert Grillberger (geb. 1948), Sänger und Gitarrist der Austria Knochenschau ist gestern am 13. Februar, viel zu jung, knapp vor seinem 60er verstorben. Hubert liebte schnörkellosen Rock-Blues, erdigen Sound und den Flair der 60iger.
Sein Freund und Weggefährte Rudy Pfann sagt sehr privat servus und erzählt dabei die Geschichte eines Pioniers der Linzer Underground-Szene.

Servas Hubert !

Am 24. Jänner 08  bist Du bei mir zur Küche hereingekommen, hast alle höflichst begrüßt, auch meine Nachbarin und hast dann zu mir ganz nebenbei gesagt : "du Rudy, i glaub mi hat a Schlagl troffn". Wir haben dann den Stadtwerkstatt - Gig absagen müssen weil Deine Griffhand einfach nicht wollte. Nicht einmal drei Wochen später bist du "hinüber gestiegen" und das nicht wegen eines Schlagerls, sondern wegen eines anderen bösen Viecherls, das dich warscheinlich schon längere Zeit sekkiert hatte.

Vor 27 Jahren hab ich mit Dir zu spielen begonnen, ich war bereits der dritte Knochenschau-Zeigler innerhalb der ersten 2 Jahre dieser Formation. Deine Band und natürlich Du habt mir schon vor meiner aktiven Zeit gut gefallen : mit dem Hardes am Zeigl in der Webergasse beim Schmuck-Hans seinem Baustellenfestl, dann ein Super-Gig von euch mit dem Andreas "Luigi"  Luger am Zeigl und dem Renz Hubert am Bass bei der Eisenbahnbrücke, nicht weit von Deinem letzten Wohnort.

Euer "Manic Depression" und "Stone Free" haben mich wirklich beeindruckt, in einer Zeit, in der die Rockmusik nicht unbedingt nach meinem Geschmack war.
Du hast mir natürlich gleich empfohlen den Schlägl der linken Hand so zu halten wie den der Rechten und noch dazu umzudrehen um mit dem dickeren Ende einen harten Rimshot-Backbeat zu machen. Hast mir einige Tricks am Schlagzeug gezeigt, welche ich mir einverleibt habe und von welchen ich noch heute zehre. Ich habe befolgt was Du damals als 33jähriger Veteran mit dritten Zähnen, langer Mähne, Rauschebart und Untergewicht in ESG,- POST,- oder portugisischer Feuerwehruniformjacke mir empfohlen hast. Andere Generationen verehren Kriegsveteranen, wir haben Gott sei Dank Dich als Heimkehrer eines ewig zitierten Sex, Drugs &  Rock`n`Roll - Feldzuges. Beeindruckt hat mich sofort Dein relaxter Schmäh zwischen den Stücken, während andere lokale Bands englisch moderierten oder noch schlimmer, manchmal sogar "norddeutschelten", weil gerade NDW war, bist du über jegliche Sprachgrenzen erhaben gewesen und hast Mühlviertlerisch, Linzerisch und Englisch vielleicht in einem Satz verwendet, und dies mit völliger Natürlichkeit. Dazu Dein Gitarrenstil, irgendwo zwischen Chuck Berry und Motörhead, vor allem Dein straighter Rhythmus hat viel dazu beigetragen, dass es mir bis zuletzt immer wieder Spaß gemacht hat mit dir zu spielen. Oft war es stressig, wenn wir Dich vorm Auftritt nicht gefunden haben, oder nach dem Auftritt die Gage verschwunden war, oder Du plötzlich auf Erholung da draußen neben dem "schiefen Apfelbaum" warst. Aber die Gaudi  Backstage oder im Proberaum auch mit so manch anderem Veteranen aus Deinem Feldzug hat alles immer aufgewogen. Durch unser gemeinsames Musizieren hab ich auch viele andere Musiker und überhaupt Menschen kennen gelernt, die ich nicht missen möchte. Ich kanns nicht unpathetischer formulieren: Mein Leben wäre ohne Dich kennen gelernt zu haben sicherlich anders verlaufen, und das kann und will  ich mir gar nicht vorstellen !

Servas Hubert !

Rudy Pfann