Julia Schreitl Nord.Rand.Band

»Nordic Walking«
Julia Schreitl Nord.Rand.Band
»Nordic Walking«
Sessionwork Records

skug # | Text: Jenny Legenstein | Sat 5. Sep. 2009

Ein Jahr in Malmö/Schweden verbrachte die junge österreichische Jazzmusikerin Julia Schreitl. Ihr Album »Nordic Walking« ist Reflexion, Erinnerung und mehr dieser, für sie sehr prägenden Zeit. Dabei ist »N.W.« kein Konzept-Album, sondern vereint Stücke, die vorwiegend während dieses einen Jahres entstanden. Julia Schreitl nennt die zehn Stücke des Albums Songs und in den liner notes verrät sie einiges zur Entstehung ihrer Kompositionen. Impulse zum Komponieren können verschiedenster Art sein: Eine anregende Jazzsession, Bewunderung für Franz Schubert, ein Fahrraddiebstahl, ein Kinofilm, Stimmungen, der Wechsel der Jahreszeiten, musikalische Werke anderer. Die Nord.Rand.Band besteht aus jungen schwedischen und dänischen MusikerInnen, namentlich sind das: Der Saxophonist Marcelo Gabard Pazos, Pontus Lindberg (Klavier), Johnny Aman am Bass und Drummerin Michala Östergaard-Nielsen. Julia Schreitl ist an Saxophon und Klarinette zu hören. Skandinavischer Jazz ist ja oft ziemlich unterkühlt, distanziert - bei der Nord.Rand.Band sind diese Eigenschaften kaum auszumachen. Coolness ja, Kühle nein. Mit Ruhe, Gelassenheit gehen viele der Songs an, es gibt verspielte Phasen, oft bricht Leidenschaftlichkeit durch und Freude, niemals Aggressivität, manchmal Melancholie. Ein breites Spektrum von musikalischen Einflüssen gibt Julia Schreitl an: Von Klassik (Schubert wurde bereits erwähnt), Jazz (z.B. Wayne Shorter, Miles Davis, Wolfgang Puschnig), Volksmusik (Österreich, Balkan u.a.), auch Pop (Björk, Radiohead, ...). Beispielhaft sei hier nur eine Nummer beschrieben. Der ebenfalls »Nordic Walking« betitelte opener des Albums zeigt schon die enorme musikalische Formenvielfalt, derer sich Julia Schreitl souverän bedient. Leise, verhalten beginnen Klarinette und Bass einen Dialog. Die Geschwindigkeit ist eher die des Flanierens als das flotte Dahinmarschieren mit den Skistöcken. Später setzen Schlagzeug und Klavier ein, der Schritt geht ins Tänzelnde über, alles spielt sich frei. Gegen Ende scheinen Klarinette und Saxophon in versonnenem Schreiten die Bühne wieder zu verlassen.