Peter Infeld

(1942-2009)

Peter Infeld (1942-2009): Der phantastische Realist

Am 15. April verstarb völlig unerwartet eine der schillerndsten Unternehmerpersönlichkeiten der Musikbranche, Kunstmäzen und selbst begeisterter Tenor: Peter Infeld.

Der Inhaber des seit 90 Jahren florierenden Unternehmens, das seinerzeit Meilensteine setzte, als man die Fabrikation von Saiten für Streich- und Zupfinstrumente revolutionierte, sah sich weniger als Geschäftsmann, Herr über 200 Mitarbeiter und einem Exportanteil seiner Produkte weit jenseits der 90%-Schallmauer, der weltweiten Marktführerschaft in seinem Segment, sondern vielmehr als Lebemann, kunstsinniger Mäzen und praktizierender Tenor.

Thomastik-Saiten stehen für Präzision, das Unternehmen für gelebte Liebe zum Detail, wenn es darum geht, auch die ausgefallensten Kunden- und Künstlerwünsche zu erfüllen. „Wir können auch eine Badewanne mit den richtigen Saiten bespannen, wenn es sein muss,“ schwärmte Infeld, und widerlegte sein Understatement, sich für die Details in seiner Firma nicht wirklich zu interessieren, wie auch aus seinem Munde zu vernehmen war, dass man auf die Anforderungen nur dann ernsthaft eingehen könne, wenn man diese auch persönlich kenne. So freuen sich hier zu Lande etwa Christian Gruber Ruez für seine Mandoline oder Roland Neuwirth für seinen „Bihänder“ über Sonderanfertigungen aus dem Hause Thomastik Infeld. International sind Saiten aus dem Hause auf gängigen Streich- und Zupfinstrumenten ebenso gefragt, wie auf den „Exoten“, etwa der Zither, Ukulele oder den Chinesischen Geigen.

Die richtigen Saiten sind die eine Seite der Medaille: Die andere, die des engagierten Sammlers und Mäzenen, glänzte nicht weniger. Durch Peter Infelds Begeisterung für die bildende Kunst befindet sich im Besitz der Familie eine erstaunliche Sammlung zeitgenössischer Kunst: phantastische Realisten, bis zu Gugginger Künstlern, von den kroatischen Naiven bis zu jungen burgenländischen Kunstschaffenden, die der Öffentlichkeit über Ausstellungen u.a. im eigenen „Infeld Haus der Kulturen“ in Halbturn im Burgenland zugänglich gemacht wurden. Zu den Exponaten zählen unter anderem Werke von Klimt, Kokoschka, Picasso, Warhol oder Hundertwasser ebenso wie Kumpf, Walter Pichler, Anton Lehmden und Otto Mühl.
Als Kunstförderer gerade für etliche Musiker, Kulturinstitutionen, Veranstalter (und nicht zuletzt auch für die jazzzeit) stellte er einen wichtigen Faktor dar, eigene Projekte auch von der wirtschaftlichen Seite her in Angriff nehmen zu können. Zur Riege derer, die als Infelds Freunde gelten, zählen einfach alle: Donovan, Mstislaw Rostropowitsch, George Benson, Keith Richards, Karl Ratzer („Der Peter is ana da Feinsten“), Herb Ellis, Carl Verheyen – um nur einige zu nennen. Auf den Wert der Großzügigkeit warf Peter Infeld durchaus auch einen ganz pragmatischen Blick, denn nur ein „arbeitender“ Künstler bliebe auch Kunde des Hauses. Seinen Betrag zu leisten, dass dies auch weiterhin ermöglicht werde, sei eine schlichte Aufgabenstellung des Hauses.

„Die Nachricht über den Verlust hat uns zutiefst erschüttert und schmerzlich betroffen,“ vermeldete die Belegschaft. „Jeder von uns wird ihn vermissen, besonders jene, die das Glück hatten, Tag für Tag mit ihm zu arbeiten.“

Wir wollen uns dem aus ganzem Herzen anschließen, denn neben den zahlreichen launischen Gesprächen gilt es vor allem, ihm und seinem Team höchsten Dank auszudrücken, denn ohne ihn wären so manche Projekte der jazzzeit nicht möglich gewesen.

Wolfgang F. Rauscher